An belgischen Schulen wird viel Wert darauf gelegt, dass jedes Kind in seinem eigenen Tempo lernen kann. Hierfür werden entsprechende Vorkehrungen getroffen, wodurch das Lernen individuell gestaltet werden kann. Diese und weitere Besonderheiten werden in diesem Artikel vorgestellt.
In Belgien wird zwischen dem Vollzeit- und Teilzeitschulbesuch unterschieden. Grundsätzlich gilt eine Schulpflicht bis zum 18. Lebensjahr, also bis zur 12. Klasse, wobei die Schüler[1] jedoch nach der Vollendung des 15. Lebensjahres die Möglichkeit haben, eine Ausbildung zu beginnen und nur noch in Teilzeit am Unterricht teilzunehmen. Die andere Hälfte der Zeit wird für die praktische Ausbildung verwendet. Die Lehre dauert 3 Jahre, sodass sie zeitgleich mit dem Schulabschluss endet. Belgische Schulen sind Ganztagsschulen, sodass der Unterricht immer bis zum Nachmittag dauert.
Die offizielle Bildungslaufbahn beginnt mit der Primarschule, welche 6 Jahre dauert. Zum Abschluss erhalten die Kinder ein Zeugnis, das sie zum Zugang zur Sekundarstufe berechtigt. Die Sekundarstufe unterteilt sich in weitere Stufen, die jeweils 2 Jahre dauern. Begonnen wird mit der Beobachtungsstufe, darauf folgen die Orientierungs- und Bestimmungsstufe. Der Zweck der Orientierungsstufe besteht darin, sich auf bestimmte Haupt- und Nebenfächer zu fokussieren, die jeder Schüler individuelle wählen kann. Außerdem können die Schüler sich zwischen allgemeinbildendem, technischem und berufsbildendem Unterricht entscheiden.
Belgien schneidet im internationalen Vergleich regelmäßig sehr gut ab. Dies liegt unter anderem an der besonderen Förderung der Kinder. Diese beginnt bereits im Kindergarten und zielt auf den Stärken- und Schwächenausgleich der Schüler ab. Daher dauert die Grund- bzw. Primarschule auch 6 und nicht wie beispielsweise in Deutschland 4 Jahre. Auch soziale Unterschiede fallen in Belgien nichts so stark aus. Die Schulen im Land sind sehr selbstständig organisiert, wodurch auch der Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Schulen größer ist. Dies hat aber zusätzlich zur Folge, dass die Lehrer besonders viel Wert auf die Leistungen ihrer Schüler legen. Schließlich werden Erfolge und Misserfolge direkt auf die Qualität der Schulen zurückgeführt. Um diese zu sichern, werden die Lehrer in regelmäßigen Abständen geprüft. Einen festen Lehrplan gibt es nicht. Außerdem haben die Schüler die Chance, je nach Stärken und Schwächen die Kurse zu wechseln. So kann ein 7jähriger Grundschüler, der beispielsweise gut in Mathe ist, dieses Fach mit Schüler der 2. Klasse belegen, während er den Lese- und Schreibunterricht in der 1. Klasse besucht wird. Die 1. und 2. sowie die 3. und 4. Klasse werden zusammen unterrichtet, sodass jeder Schüler in seinem eigenen Tempo lernen kann, anstatt sitzenzubleiben, wie es zum Beispiel lange in Deutschland üblich gewesen ist. Oftmals befinden sich auch zwei Lehrer im Klassenraum, um die Kinder noch gezielter zu unterstützen.
Die Finanzierung der Schulen kann vollständig oder nur zum Teil durch den Staat veranlasst werden. Zusätzlich gibt es Gemeindeschulen, kirchliche und freie Schulen. Auch Privatschulen sind in Belgien keine Seltenheit. Im Gegensatz zu anderen Schulen kosten diese jedoch Geld. Die Eltern der Kinder sind bei der Entscheidung der Schule ihrer Kinder nicht an ihre Heimatstadt gebunden.
[1] Anmerkung: In diesem Artikel wird zur einfacheren Lesbarkeit lediglich das männliche Geschlecht verwendet. Dieses steht in diesem Fall stellvertretend für sämtliche existierende Geschlechter, sodass niemand ausgeschlossen wird.