Aufgrund der diesjährigen Fußball Weltmeisterschaft blickt derzeit die ganze Welt auf das vorderasiatische Emirat. Zusätzlich erhalten die Zuschauer jedoch auch Einblicke in die Politik des Landes, welche bereits im Vorfeld der WM von vielen Seiten kritisiert wurde. Grund dafür sind vor allem die Bedingungen, unter denen in erster Linie Gastarbeiter die Stadien errichtet haben, sowie das allgemeine Verbot von Homosexualität in Katar. Viele Menschen sind der Meinung, dass ein Land wie Katar gar nicht als Gastgeber der Weltmeisterschaft hätte ausgewählt werden dürfen. Demnach steht vor allem der FIFA-Präsident Gianni Infantino seit Bekanntgabe der WM 2022 in Katar stark in der Kritik. Trotzdem ist bereits sicher, dass Infantino auch nach der nächsten Fifa-Präsidentschaftswahl im nächsten Jahr weiter in Amt bleiben wird, da es keine Gegenkandidaten gibt. Der Deutsche Fußball-Bund hat diesbezüglich bekanntgegeben, dass er die Wiederwahl nicht unterstützen wird, da er sich einen stärkeren Einsatz der FIFA für Menschenrechte wünsche, was unter Infantinos Führung schwer möglich sei.
Viele Menschen sehen Katar als problematisch, da das Emirat wenig offen für die (andersdenkende) Welt zu sein scheint. Das Land ist stark muslimisch geprägt, weshalb einige (in manchen Augen veraltete) Wertvorstellungen nicht mit den Idealen vieler (westlicher) Länder vereinbar sind. In vielen Bereichen ist Katar jedoch weniger strikt als man es auf den ersten Blick vermuten mag. Dies zeigt unter anderem auch das katarische Schulsystem, das in diesem Artikel einmal genauer vorgestellt wird.
Das Schulsystem in Katar
Tatsächlich gibt es in Katar kein einheitliches Schulsystem. Dies liegt vor allem daran, dass es hier viele ausländische Familien gibt, die unterschiedliche Bedürfnisse an die Ausbildung ihrer Kinder haben. Zwar finden sich im Land viele Bildungseinrichtungen, die dem britischen Schulsystem entsprechen, weiterhin erfreuen sich aber auch Schulen mit amerikanischem, französischem, deutschem, ägyptischem, philippinischem oder indischem Lehrplan großer Beliebtheit. Hier erfolgt der Unterricht meist auf Englisch oder in der jeweiligen Landessprache. Dies ist auch der Grund, warum einige katarische Kinder internationale Schulen besuchen: Das Beherrschen der englischen Sprache gilt als gute Qualifikation und ermöglicht bessere Chancen bei der Jobsuche in der Zukunft. An den meisten Schulen kann das International Baccalaureate absolviert werden, welches auch außerhalb Katars anerkannt wird. Allerdings sind die internationalen Schulen privat und kosten viel Geld. Dies scheint allerdings (wenn überhaupt) ein zweitrangiges Problem zu sein, sofern man bedenkt, dass es sich bei Katar um den reichsten Staat der Welt handelt. Die meisten ausländischen Eltern wählen für ihre Kinder Schulen, die sich am Lehrplan ihres Heimatlandes orientieren. Bei einem längeren Aufenthalt im Land entscheiden sich aber auch viele Familien für eine öffentliche Schule, damit die Kinder sich besser in das katarische System integrieren und Anschluss in der Bevölkerung finden können. Hier werden Jungen und Mädchen zwar getrennt voneinander unterrichtet, eine Schulpflicht besteht aber trotzdem für beide Gruppen. Die öffentlichen Schulen werden vom Staat finanziert. Die Schulen im Land weisen zum Teil starke Qualitätsunterschiede auf, was unter anderem mit den zur Verfügung stehenden Schulgeldern zusammenhängt.
Schulgeld in Katar
Zu den (möglichen) Schulgeldern kommen Materialkosten für den Unterricht hinzu. Zudem werden an den Schulen in der Regel Uniformen getragen, die ebenfalls zu Beginn des Schuljahres bezahlt werden müssen. Insgesamt investiert Katar sehr viel Geld in die Bildungsprogramme des Emirates. Hierfür werden oft Ausländer ins Land geholt, um Katar beim Aufbau mit ihren Erfahrungen zu unterstützen. Zwar ist das das Land allgemein sehr reich, weshalb viele Kinder sehr wohlhabend und behütet aufwachsen, jedoch gibt es insbesondere innerhalb der Arbeiterklasse (welche hauptsächlich aus den ausländischen Zuwanderern und „Gastarbeitern” besteht) auch Kinder, denen es nicht so gut geht. Ein Schulabschluss ermöglicht ein Studium an einer Universität, welches in erster Linie von Frauen in Anspruch genommen wird. Diese machen rund 80% der Studierenden aus.