Kinder können aus den unterschiedlichsten Gründen in ihrem Verhalten auffallen.
Sie können unter anderem durch außergewöhnlich gute oder schlechte Leistungen auf sich aufmerksam machen. Doch wie stellt sich heraus, ob ein Kind schlechte Leistungen erbringt und auf Grund dessen gefördert werden sollte? Oder ob es schlechte Leistungen erbringt, weil es nicht ausreichend gefordert wird?
Förder- oder Forderbedarf
Der Unterschied zwischen „fördern“ und „fordern“ liegt nicht etwa nur in zwei Pünktchen über dem „o“. Tatsächlich meint es sogar zwei gegenteilige Unterstützungsbereiche. Gefördert werden Kinder, die beispielsweise als leistungsschwach gelten, eine Lese-Rechtschreibschwäche oder eine anderweitige Beeinträchtigung haben. Gefordert werden Kinder, die auf einem höheren Leistungsniveau sind, als andere Kinder in ihrem Alter. Diese gelten als begabt. 2% der deutschen Bevölkerung zählen sogar als hochbegabt.
Typische Merkmale
Um eine sogenannt Hochbegabung zu erkennen, gibt es wie bei etwaigen Beeinträchtigungen auch, verschiedene Methoden. Doch bevor Eltern oder Lehrer ihre Schützlinge zu verschiedenen Psychologen schicken, gibt es vereinzelte Merkmale die sich heraus kristallisiert haben.
Diese Merkmale geben einem keine absolute Gewissheit, ob eine Hochbegabung vorliegt oder nicht. Genauso ist es möglich, dass hochbegabte Kinder keinerlei Merkmale oder andere zeigen oder nicht alle Merkmale zutreffen. Die Individualität der Kinder stellt Eltern, Pädagogen und Psychologen vor eine echte Herausforderung. Nur durch gezielte Beobachtung lassen sich die unterschiedlichen Bedürfnisse der Kinder erkennen.
Die nachfolgende Aufzählung stellt demnach keine Garantie dar.
- Hochbegabte Kinder überspringen häufig Entwicklungsphasen
- Ihre Interessen liegen meist in Bereichen die eher für ältere Kinder oder sogar Erwachsene typisch sind
- Sie haben ein sehr gutes Gedächtnis
- Hochbegabte Kinder haben oft ein sehr ausgeprägtes logisches Verständnis
- In manchen Bereichen fallen sie durch herausragende Leistungen auf → sprachlich, mathematisch, räumlich, künstlerisch, musikalisch, sportlich oder sozial.
- Ihr Wortschatz ist sehr ausgeprägt
- Meist stellen sie für ihre Alter komplexe Fragen
- Sie interessieren sich sehr für ihre Umwelt und beobachten diese
- Regeln, Anweisungen und Entscheidungen werden hinterfragt
- Oft tendieren hochbegabte Kinder zum Perfektionismus
- Meist sind sie sehr empathisch und haben einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn
- Sie haben oft Probleme Beziehungen zu Gleichaltrigen aufzubauen
- Sie neigen dazu, ihre Mitmenschen auf Fehler hinzuweisen
- Werden hochbegabte Kinder nicht entsprechend gefordert, langweilen sie sich schnell
Underachiever
Der weit verbreitete Gedanke, hochbegabte Kinder seien Überflieger in der Schule, die immer nur Bestnoten schreiben und denen alles Wissen zufliegt, ist im übrigen ein Irrglaube.
Nicht jedes hochbegabte Kind hat einen Notendurchschnitt von 1,0. Genauso ist nicht jedes hochbegabte Kind ein Störenfried und Klassenclown. Leider birgt die Unterforderung hochbegabter Kinder aber genau dieses Risiko. Häufig fällt ihnen selbst auf, dass sie anders als ihre Klassenkameraden sind, auch wenn sie nicht immer wissen warum. Das kommt auf das Alter an.
Um sich anzupassen, benehmen sich diese „Underachiever“ wie sie genannt werden oft nicht oder bauen absichtlich Fehler in ihre Arbeiten an. Manche entwickeln sich auch sprachlich und motorisch zurück, um nicht aufzufallen.
Unterstützungsmöglichkeiten
Um hochbegabte Kinder entsprechend ihres Bedarfs zu fordern, gibt es verschiedene Möglichkeiten. Verschiedene Institutionen haben sich zum Beispiel auf die Arbeit mit hochbegabten Kindern und Jugendliche spezialisiert. Diese bieten unter anderem zusätzliche Kurse, wie Naturwissenschaften, Fremdsprachen und Informatik an. Auch über spezielle Schulen für Hochbegabte können Eltern nachdenken. Meist handelt es sich hierbei allerdings um Privatschulen, die ein monatliches Schulgeld verlangen.
Zudem gibt es die Möglichkeit hochbegabte Kinder an verschiedenen Wettbewerben, sowie Ferienseminaren und -camps teilnehmen zulassen.
In der Schule können verschiedene Vertiefungsaufgaben oder erweiterte Unterrichtsinhalte zur Verfügung gestellt werden (Enrichment), vereinzelnd Aufgabenbereiche ausgelassen oder ganze Klassenstufen übersprungen werden. Ebenso wäre ein Antrag auf vorzeitige Einschulung eine Option.
Sollten eine Hochbegabung bei einem Kind vermutet oder bereits festgestellt werden, sollten in jedem Fall Beratungsgespräche mit fachkundigen Ansprechpartnern stattfinden. Psychologen, Lehrer und Erzieher können helfen auf die individuellen Bedürfnisse des Kindes einzugehen und die bestmögliche Unterstützungen zu erarbeiten.