Mit dem Ende der Weimarer Republik wurde Deutschland systematisch umstrukturiert, was in allen Ecken des Alltags spürbar wurde. Auch die Schule bildete hier keine Ausnahme. Zwar änderte sich an der eigentlichen Struktur recht wenig, dafür wurden die Inhalte an die Ideale der Nationalsozialisten angepasst. Dementsprechend waren bestimmte Gepflogenheiten, wie der Hitlergruß, das Aufhängen von Bildern Adolf Hitlers (1889-1945) in jedem Klassenzimmer oder das Hissen von Hakenkreuzflaggen, tägliche Bestandteile des Schulalltags.
Anders als heute wollte man die Schüler[1] nicht dabei unterstützen, zu mündigen, kritischen und selbstständigen Menschen zu werden, sondern sie zu staats- bzw. parteitreuen Bürgern zu erziehen, die das politische System nicht hinterfragen. Bildung war dabei nebensächlich. Dementsprechend wurde auch beim Lehrpersonal in erster Linie Wert auf eine Parteimitgliedschaft bzw. eine Mitgliedschaft im Nationalsozialistischen Lehrerbund als auf herausragende Studienleistungen gelegt. Als Beamte waren Lehrer dem Staat gegenüber verpflichtet und hatten sich dementsprechend zum Nationalsozialismus bekennen. Wer sich nicht fügte, pazifistisch, sozialistisch oder kommunistisch eingestellt war, wurde entlassen. Gleiches galt auch für jüdische Lehrer und Schüler, welche nach und nach, und ab 1938 schließlich komplett, vom Unterricht ausgeschlossen wurden.
Hitler selbst sah in der Jugend die Zukunft des deutschen Volkes und die Schule bezeichnete er als eine „Vorstufe für die Wehrmacht”. Dementsprechend hoch war das Interesse der Nazis, Kinder schon möglichst früh mit dem Kriegsgeschehen vertraut zu machen. Hierfür war vor allem die Hitlerjugend zuständig, in der die Jungen spielerisch zu Soldaten und die Mädchen durch soziale Arbeiten zu Müttern erzogen wurden. Aber auch die Schule sollte ihren Teil zu dieser Ausbildung beitragen. Daher wurde ab 1937 der Lehrplan verändert. Sport wurde zu einem der wichtigsten Fächer erklärt und fand fünfmal pro Woche statt. Schließlich galt körperliche Fitness unentbehrlich für heranwachsende Soldaten und hatte somit eine höhere Priorität als viele andere Schulfächer, die teilweise sogar komplett aus dem Stundenplan entfernt wurden, wie beispielsweise Religion. Durch alle Fächer zog sich eine Verknüpfung zur Naziideologie, so wurde im Matheunterricht berechnet, wie viele Bomben man für die Zerstörung von London benötige, und im Biologieunterricht lernten die Kinder im Bereich Rassenkunde, Menschen anhand bestimmter Merkmale zu kategorisieren und so deren „Wert” zu bestimmen. Im Deutschunterricht durften kaum moderne Autoren gelesen werden, stattdessen befasste man sich mit germanischen Heldensagen, um die Überlegenheit der „nordischen Rasse” zu verdeutlichen. Auch der Geschichtsunterricht zielte darauf ab.
Allerdings stellte sich der Einfluss der Schulen auf die gewünschte Entwicklung der Kinder als nicht prägend genug heraus, weshalb die verpflichtende Beteiligung in der Hitlerjugend einen höheren Stellenwert einnahm. Außerdem wurden Adolf-Hitler-Schulen und Nationalsozialistische Erziehungsanstalten (Napolas) gegründet, in denen besonders vielversprechende Schüler eine besondere Ausbildung erhielten.
Vor 1938 beendete fast jeder Schüler die Schule nach der 8. Klasse mit dem Volksschulabschluss. Danach begannen die meisten von ihnen eine Lehre oder direkt mit einem Beruf, um direkt Geld zu verdienen. Da es sich bei ihnen jedoch um ungelernte Arbeitskräfte handelte, wurden sie sehr schlecht bezahlt. Ab 1938 wurde die Schulpflicht jedoch bis zum 18. Geburtstag erhöht, wobei eine Lehrer miteinbezogen war. Besonders viele Ausbildungsplätze gab es in Rüstungsbetrieben und anderen kriegswichtigen Unternehmen. Außerdem konnte die Schulzeit während der Kriegsjahre (1939-1945) trotz Schulpflicht für Fronteinsätze unter- oder abgebrochen werden.
[1] Anmerkung: In diesem Artikel wird zur einfacheren Lesbarkeit lediglich das männliche Geschlecht verwendet. Dieses steht in diesem Fall stellvertretend für sämtliche existierende Geschlechter, sodass niemand ausgeschlossen wird.